«Franks Diagnose sprach deutlich für eine Repatriierung mit dem Rega- Ambulanzjet.»
Philippe Lasser, Rega-Flugarzt
«Wir wurden am Vorabend der Repatriierung von der Jet-Einsatzzentrale für den Einsatz aufgeboten. Ich setzte mich anschliessend gleich am Computer mit dem Patientendossier von Frank auseinander. Franks Diagnose sprach deutlich für eine Repatriierung mit dem Ambulanzjet. Voraussetzung dafür ist eine medizinische Notwendigkeit, also zum Beispiel eine sehr schwere Krankheit oder Verletzung oder auch eine Unterversorgung im ausländischen Spital.
Die Verletzungen von Frank waren schwerwiegend. Nebst einem Schädel-Hirn-Trauma war vor allem seine obere Körperhälfte schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Acht Rippen waren gebrochen, teils mehrfach, ebenso das Schlüsselbein, das Schulterblatt sowie der Dornfortsatz eines Wirbelknochens. Franks kollabierte Lunge war ausserdem von einem Knochensplitter verletzt worden.
Ein Hauptaugenmerk unserer Arbeit ist es, mögliche Probleme vorherzusehen, damit sie erst gar nicht entstehen. Bei den Vorbereitungen für den Flug war wichtig, alles medizinische Material, das unserem Patienten einen schonenden und schmerzfreien Flug zurück in die Heimat ermöglichen würde, dabeizuhaben. In diesem Fall gehörten geeignete Schmerzmittel dazu. Nicht immer sind die Patienten in der Verfassung für einen Flug. Instabile Verletzungen oder Krankheitsbilder, Lufteinschlüsse im Körper oder auch frisch operierte Wunden können einen Repatriierungsflug verhindern.
In Süditalien angekommen, war unsere erste Herausforderung, den Patienten im Spital ausfindig zu machen. In der Tat ist es nicht immer einfach, sich in einem fremden Spital im Ausland sofort zurechtzufinden. Auch solche Herausforderungen machen meine Arbeit als Flugarzt bei der Rega spannend. Meinen Arbeitsalltag bereichert es, wenn ich mich im Ausland mit anderen Sprachen, Strukturen oder gar Kulturen beschäftigen darf. Die Informationen oder Hinweise unserer Kolleginnen und Kollegen in der Einsatzzentrale, die uns auch während des Einsatzes unterstützen, helfen in solchen Fällen sehr.
Wir trafen Frank in einer den Umständen entsprechend guten Verfassung an. Die Infrastruktur ist nicht mit jener in der Schweiz vergleichbar, doch die Fachkräfte vor Ort hatten sich gut um ihn gekümmert. Unser Augenmerk lag darauf, seinen Transport in die Schweiz schmerzfrei zu gestalten. Kurz vor unserer Ankunft im Spital wurde er nochmals geröntgt – dabei hatte er sehr starke Schmerzen, weil er kaum Schmerzmittel erhalten hatte. Glücklicherweise bekamen wir diese rasch in den Griff, sodass er in den nächsten Stunden – bis zur Landung in Zürich – fast schmerzfrei war.»